Programm zur Förderung positiver Sinneseindrücke für Frühgeborene eingeführt

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Die Zeit, die ein Frühgeborenes auf einer neonatologischen Intensivstation verbringt, fällt in ein besonders wichtiges Zeitfenster der Gehirnentwicklung. Der Mangel an natürlichen, positiven Sinneseindrücken und die Überflutung mit ungewohnten, negativen Reizen in diesem Umfeld können später zu Problemen in der motorischen und kognitiven Entwicklung sowie zu Verhaltensauffälligkeiten führen. Zur Unterstützung und Förderung positiver sensorischer Erfahrungen bei Frühgeborenen wurde an der Universitätsklinik für Kinderund Jugendheilkunde von MedUni Wien/AKH Wien als erste Einrichtung im deutschsprachigen Raum das Programm ,,SENSE" eingeführt. Am 17. November ist Welt-Frühgeborenen-Tag.

Entwickelt wurde ,,SENSE" von Roberta Pineda und einem Team von der University of Southern California (USA) auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse. Ziel des Programms ist es, Eltern in die Lage zu versetzen, ihrem Frühgeborenen an jedem Tag auf der neonatologischen Intensivstation positive Sinneserfahrungen zu ermöglichen. ,,Dadurch können sie nicht nur die Entwicklung ihres Kindes positiv beeinflussen, sondern sind auch selbst von Anfang an besser in das Setting einer Intensivstation integriert", nennt Angelika Berger, Leiterin der Klinischen Abteilung für Neonatologie, Pädiatrische Intensivmedizin und Neuropädiatrie der Universitätsklinik für Kinderund Jugendheilkunde von MedUni Wien/AKH Wien, wesentliche Vorteile des Programms.

,,SENSE" umfasst Arten von Sinneseindrücken, die durch Berührungen, Geräusche, Gerüche, Bilder, Körperwahrnehmungen und den Gleichgewichtssinn erlebt werden können. In ersten Studien konnte bereits ein positiver Einfluss auf die Entwicklung der so betreuten Kinder nachgewiesen werden, auch die Elternkompetenz und die Bindung zwischen Eltern und Kindern konnten wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge durch das Programm gestärkt werden.

Bestmögliche Betreuung für das Kind

Nach einer mehrmonatigen Pilotphase wurde ,,SENSE" im Oktober 2024 auf den neonatologischen Intensivstationen von MedUni Wien/AKH Wien für alle Frühgeborenen, die vor der 28. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen, eingeführt. ,,Die ersten Rückmeldungen der Eltern sind durchwegs positiv", berichtet Angelika Berger aus der Praxis. ,,Sie schätzen es besonders, dass sie in der für sie so ungewohnten Umgebung einer Intensivstation vom ersten Tag an aktiv an der bestmöglichen Betreuung ihres Kindes mitwirken können." Die Auswirkungen des Programms auf Eltern und Kinder werden wissenschaftlich begleitet. Weltweit kommt eines von neun Babys zu früh zur Welt. In Österreich werden rund 8000 Kinder vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche geboren; Frühgeborene bilden die größte Gruppe von Patient:innen im Kindesalter.